Auswirkungen der geplanten Schlossparkbebauung
Klima
Verkehr
Stadtbild
Verödung der Innenstadt
Geschichte
Finanzielle Einbußen
Stellungnahmen
Eingaben
Die Realisierung des Bebauungsplans IN220 "Einkaufszentrum Schlosspark"
wird u. a. folgende Auswirkungen haben:
Die Liste stützt sich auf Erkenntnisse, die zu
einem großen Teil im Bebauungsplan und den Anhängen selbst
Erwähnung finden.
Verlust eines Naherholungsgebiets
Der Schlosspark ist ein belebter Ort, der von den Braunschweigern
für Freizeitaktivitäten und kurze Ruhepausen, als Treffpunkt
und Veranstaltungsort, als Erholung für Augen und Ohren genutzt
wird. Auf den Internetseiten der Stadt wird er als "grüne Seele
der Innenstadt" bezeichnet.
Der Park bietet Möglichkeiten für sportliche
Aktivitäten, Sonnenbaden, Spielen mit Kindern und für
Ruhepausen abseits der städtischen Hektik und ohne Verzehrzwang.
Diese Möglichkeiten gehen im innerstädtischen Bereich
verloren.
Verlust von öffentlichem Raum
Der öffentliche, für jeden jederzeit zugängliche Raum
des Schlossparks wird abgelöst durch Privateigentum, in dem
Hausordnung und Wachdienste Zugang und Aufenthaltsqualität regeln.
Verschlechterung des Klimas in
der Innenstadt
Der jetzige Schlosspark stellt, zusammen mit Museums- und Theaterpark,
eine "klimaökologische Haupteinheit" dar. "Eine
Hauptfunktion des Parks ist in der Eigenschaft als
klimaökologische Komfortinsel innerhalb des überwärmten
Stadtkörpers zu sehen. Der bestehende Schlosspark versorgt [...]
ein ca. 8,7 ha großes Areal der Innenstadt mit Kalt-/Frischluft."
"Die Innenstadtbereiche sind [schon jetzt] als klimaökologisch
beeinträchtigt einzustufen und gelten als Übergangsräume
mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit. [...] An der
Messstation Bohlweg kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Überschreitungen der
gesetzlich festgelegten Grenzwerte in Bezug auf verschiedene Luftschadstoffe (z. B. Benzol, NO2
), während an der Station Schlosspark auf Grund der Lage innerhalb
der Grünfläche deutlich geringere
Luftschadstoffkonzentrationen gemessen wurden."
"Der Schlosspark ist ein klimatischer Ausgleichsraum und entfaltet
positive klimaökologische Nachbarschaftswirkungen für die
angrenzenden Wirkungsräume, z. B. durch Strukturwinde. Er
führt zu einer Verminderung bzw. zu einem Abbau bestehender
bioklimatischer und/oder lufthygienischer Belastungen und hat somit
eine sehr hohe Bedeutung für das
Innenstadtklima."
"Die bisher wirksamen Ausgleichsströmungen aus der verloren
gehenden Kältesenke Schlosspark in die westlich angrenzende
Innenstadt bleiben aus. Die Kaltluftlieferung aus den Parkflächen
bleibt aus. Die geplante Bebauung unterbricht die Leitbahn für ein
Flurwindsystem aus Freiflächen am östlichen Stadtrand in die
Innenstadt fast vollständig." [Zitate entnommen aus Umweltbericht
der Stadt zum Bebauungsplan, S. 39ff, S. 55]
Die gutachterlichen Prognosen im Umweltbericht zu Klima und
Lufthygiene, die weder das erhöhte Verkehrsaufkommen noch die
prognostizierte zukünftige
Erwärmung ausreichend berücksichtigen, sagen für
den
Innenstadtbereich eine deutliche Verschlechterung gegenüber der
heutigen Situation voraus.
Die negative Klimaprognose wird in dem Umweltbericht
damit abgetan, dass "die wirtschaftlichen Belange höher gewichtet"
werden "als die oben angeführten". [siehe Umweltbericht,
S. 12] Während die negativen Klimaauswirkungen unbestritten
sind, ist noch vollkommen offen, wo die positiven wirtschaftlichen
Auswirkungen liegen. Des weiteren ist fraglich, ob diese Gewichtung 1.
vernünftig und 2. mit dem Grundgesetz vereinbar ist, das den
Umweltschutz als staatliche Aufgabe in Artikel 20a festschreibt.
Zunahme des Verkehrs in einem
überlasteten Innenstadtbereich
Ausgerechnet dem Bohlweg, für den seit Jahren Lösungen zum
Rückbau gesucht werden und der in Zukunft noch die RegioStadtBahn
aufnehmen soll, wird mit dem Bau des ECE-Kaufhauses ein
zusätzlicher Verkehr von ca. 1.500 Fahrzeugen an normalen
Werktagen (keine besonderen Werbemaßnahmen im ECE)
aufgebürdet. Dennoch soll die Straße teilweise schmaler
werden. "Der Verkehr auf dem Bohlweg wird z. B. auf Grund
rückstauender Fahrzeuge zeitweise an seine
Leistungsfähigkeitsgrenze stoßen." [siehe Umweltbericht,
S. 25]
In den Bereichen um das ECE-Kaufhaus sind Staus auch deshalb
vorprogrammiert, weil der Parkraum im und in unmittelbarer Nähe
des Kaufhauses bereits an normalen Wochentagen nur etwa die Hälfte
der prognostizierten PKWs aufnehmen kann, die das ECE-Center ansteuern
sollen. [siehe Verkehrsgutachten]
Der gesamte Bereich um das ECE-Center wird deshalb zusätzlich mit
Parksuchverkehr belastet. Zu deutlichen Veränderungen wird dies in
Wohngebieten führen, die heute kaum damit belastet sind.
Insbesondere Abzweigungen der neuen ECE-Einfallstraßen
Jasperallee und Herzogin Elisabeth Straße werden mit einer
starken Belastung zu rechnen haben. Um den Verkehr über die
Jasperallee an die Parkhausspindeln des ECE-Centers heranzuführen
soll ein Kreisverkehr um das Große Haus des Staatstheaters
eingerichtet werden.
Negative Auswirkungen auf das
Stadtbild
Die einzigen Visualisierungen, die das geplante Mega-Kaufhaus heutigen
Stadtansichten gegenüber stellen, stammen von dem Architekten
Jörg Tarrach, der zu dem Schluss kommt: "Das Ergebnis lässt
erhebliche Zweifel aufkommen, ob sich der Einkaufs- und Parkhauskomplex
attraktiv in das Stadtbild einfügen lässt. Die Oase
Schlosspark hat die eindeutig schöneren Bilder." [zur
Visualisierung von J. Tarrach]
Beachten Sie, dass keine der Visualisierungen (insbesondere
natürlich nicht die von ECE in Auftrag gegebenen) die
Rückseiten und die sicherlich nicht besonders ästhetischen
Parkdecks zeigen. Das dreistöckige Parkhaus wird über zwei
spindelförmige Auffahrten zu erreichen sein. Es soll eine weitere
Rampe für Lieferverkehr in das Untergeschoss geben. Sicherlich
sind Zufahrten und Anlagen für Feuerwehr, Rettungs- und
Versorgungsdienste zu erwarten. Auch Zu- und Abluftanlagen werden nicht
zu einer Verschönerung beitragen.
Verödung der Innenstadt
Um in der Innenstadt einen erhöhten Leerstand und eine Umnutzung
von jetzigen Ladengeschäften zu prognostizieren, ist etwas
gesunder Menschenverstand ausreichend.
Verdeutlichen Sie sich, was
die Eröffnung des Cinemaxx mit acht Kinosälen unter einem
Dach für die
Kinos in Braunschweig bedeutete. Neben dem "City" und dem "Universum",
gab es davor "Scala 1, 2, 3", "Broadway", "Gloria", "Hansa" und "Lupe".
Braunschweig hat also vier Jahre nach der Cinemaxx-Eröffnung
gerade mal einen Kinosaal mehr als zuvor und das "City" hat einen
deutlichen Besucherrückgang zu verzeichnen. Vor der Eröffnung
wurde
anderes versprochen.
Ähnliche Auswirkungen sind für den Einzelhandel durch die
Eröffnung von 130 zusätzlichen Geschäften im
ECE-Kaufhaus zu erwarten und für die Gaststätten und
Cafés durch die Eröffnung von ca. 20 Dienstleistungs- und
Gastronomiebetrieben. Verlierer wird wie im Beispiel Cinemaxx nicht das
Center sein, denn dieses lässt sich effektiver mit weniger
Personal und Kosten betreiben als jedes Einzelhandelsgeschäft.
Verlieren werden wir hierbei die belebte Innenstadt. Leerstände in
Schloss- und Steinwegpassage und auf dem Bohlweg werden auf Jahre
festgeschrieben. Innerhalb von 10 Fußminuten um den Schlosspark
gibt es bereits heute mehr als 80 Leerstände [Fotos der Leerstände].
Zerstörung eines Teils der
Braunschweiger Stadtgeschichte
Im Schlosspark liegt ein überaus bedeutendes archäologisches
Denkmal: Teile der Stadtbefestigung aus dem Mittelalter. Ein Teil
dessen, was Braunschweig ab der Zeit um 1175 zur Stadt machte, ein
Stück über viele Jahrhunderte erhaltene Braunschweiger
Stadtgeschichte würde durch die Bebauung mit dem geplanten
Kaufhaus unwiederbringlich zerstört.
Auf jeden Fall lässt die geplante Bebauung des Schlossparks mit
einem Einkaufscenter jegliche Berücksichtigung historischer
Bezüge vermissen. Seit der Erbauung des ersten Schlosses im 18.
Jahrhundert war ein großer Teil des Schlossparks immer
Freifläche. Einige wenige noch vorhandene Bäume entstammen
dieser Zeit. Mit der Bebauung dieses Areals würde eine mehrere
Jahrhunderte alte städtebauliche Tradition durchbrochen und in das
Gegenteil verkehrt. [zur
Stellungnahme der Bezirksregierung]
Verlust städtischen Eigentums
Die Stadt verschenkt städtisches Eigentum, also Eigentum der
braunschweiger Bürger, an die Kommanditgesellschaft Panta
Vierunddreißigste Grundstücksgesellschaft mbH & Co.
Dieser Aktivposten der Stadt hätte bei besseren Verhandlungen mehr
als 30 Mio. EUR einbringen können! [zur
"Kaufpreis"vereinbarung]
Wahrscheinlicher Rückgang
von Steuereinnahmen aus dem Braunschweiger Handel
Eine Prognose der zu erwartenden Steuereinnahmen und -ausfällen
ist schwierig und komplex. Die Verwaltung nennt ein Plus an
Steuereinnahmen aus Grundsteuer für den Schlosspark und
Gewerbesteuer von ECE.
ECE ist ein europaweit agierendes Unternehmen des Otto-Konzerns, dessen
ausschließliches Ziel die Gewinnmaximierung ist. Dabei werden
selbstverständlich auch alle
Möglichkeiten zur Senkung der steuerlichen Belastung
ausgeschöpft. Zu berücksichtigen ist auch, dass das
ECE-Center einem Immobilien-Fond gehören wird und Einnahmen aus
Immobilien und Fond-Vermögen einer geringeren Steuerbelastung
unterliegen als Gewinne aus Gewerbebetrieb.
Mit einem Mehr an Steuereinnahmen kann deshalb nur bei einer DEUTLICHEN Umsatzsteigerung im
Braunschweiger Handel gerechnet werden. Alles andere -- und dies ist
angesichts Bevölkerungs- und Kaufkraftrückgangs
sowie der Zunahme des Internet-Handels wahrscheinlicher -- wird
zu einem Rückgang von
Steuereinnahmen führen.
Beschädigung des
Vertrauensverhältnisses zwischen Verwaltung und
Bürgern/Investoren
Das Bauvorhaben wird in der Braunschweiger Bevölkerung
äußerst kritisch beurteilt. Ein großer Teil der
Einwohner hat sich mit der Unterschrift unter das Bürgerbegehren
gegen eine Schlossparkbebauung ausgesprochen.
Das Vertrauensverhältnis zwischen den Bürgern und ihrer
Verwaltung ist massiv
geschädigt durch
- nicht eingehaltenen Aussagen (die Schlossparkbebauung soll nicht
mit Einstimmenmehrheit beschlossen werden; kein ECE-Kaufhaus gegen den
Widerstand
des Braunschweiger Einzelhandels) und der Abkehr von der offiziellen
Rahmenplanung zur Innenstadtentwicklung
- das Agieren auf hochgradig ungesicherten Rechtspositionen
(rechtlich unzulässige Planungsabsprachen bei der Aufhebung des
Schlossparkvertrags; unzulässige Subventionierung; Verzicht auf
EU-weite Ausschreibung; mangelhafte Güterabwägung) und
- der abfällige Umgang mit Bürgerengagement.
Dies belastet nicht nur die Beziehung zu den Braunschweiger
Bürgern sondern wird sicher auch von Investoren und Arbeitgebern
in der Stadt wahrgenommen, die auf Planungssicherheit angewiesen sind.
Wer investiert z.B. in die Innenstadt, wenn er sich nicht sicher sein
kann, was demnächst als "neue Mitte" der Stadt definiert wird?
Stellungnahmen zum Bebauungsplan
Stellungnahme des Braunschweiger Forums
Verein zur Förderung bürgernaher Stadtplanung e.
V. Schreiben vom 12. November 2003
Stellungnahme des Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND)
Stellungnahme der Bezirksregierung
Eingaben
Von
Bürgern vorgetragene Einwände gegen den Bebauungsplan
Weitere Informationen
Verkehrschaos, Tiersterben,
Grundwasserabsenkung, negative Auswirkungen auf das Stadtklima
Artikel der Braunschweiger Zeitung
Diese Raumkante ist gewaltig hoch
Artikel der Braunschweiger Zeitung
Vereinbarung zur
kaufpreisfreien Übereignung an die PANTA
Vierunddreißigste Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG
http://www.schlosspark-braunschweig.de