Offener Brief an die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP im Rat der Stadt Braunschweig
vom 10.06.2004
 
Sehr geehrter Herr Sehrt,
sehr geehrter Herr Prof. Casper,

noch in der Braunschweiger Zeitung vom 03.12.2003 [zum Artikel] heißt es, "das
rekonstruierte Schloss soll nach Willen der CDU/FDP-Mehrheitsfraktion im
Rat der Stadt keine kommerzielle, sondern eine hochwertige kulturelle
Nutzung erhalten". Sie, Herr Prof. Caspar, werden zitiert: "Es wird ein
dreiflügliger Schlossaufbau mit eigenständiger Nutzung und eben keine
Fassade, unter der Schlüpfer und Socken verkauft werden."

Wir müssen anzweifeln, dass anschließend überhaupt Verhandlungen darüber
stattgefunden haben, den gesamten Schlosskörper kulturell zu nutzen.
Gerade über den Eingangsbereich, der charaktergebend für das Bauwerk ist,
fanden offensichtlich keine Gespräche statt. Dies hatte Herr Witte von
Herrn Thätner, dem zuständigen Projektentwickler der ECE erfahren. Herr
Thätner erklärte, dass über diesen Bereich noch nie verhandelt worden
wäre, sondern es ginge immer nur um irgendwelche anderweitigen
Anmietungen durch die Stadt im Schlosskörper. Zwar meinte Herr
Oberbürgermeister Dr. Hoffmann diesbezüglich noch in der Ihnen sicherlich
in der Erinnerung gebliebenen Bürgerfragestunde in der Ratssitzung, dass
Herr Thätner da einen Blackout gehabt hätte. Jedoch erscheint dieser
Vorwurf nach dem heutigen Artikel in der Braunschweiger Zeitung [zum Artikel]
widerlegt: "Der Portikus wird reiner Eingang in das Kaufhaus."

Unglaublich ist, dass Sie diese Tatsache jetzt als Erfolg verkaufen. Sie,
Herr Sehrt, erklären heute im krassen Widerspruch zu Ihren Forderungen im
Dezember (s.o.): "Für uns ist es wichtig, dass unsere gemeinsam mit der
FDP gestellte Forderung, das Schlossgebäude nicht ausschließlich als
Verkaufsfläche einzurichten, umgesetzt wird". Im Gegensatz zu Ihrem
damals erklärten gemeinsamen Willen der CDU/FDP-Mehrheitsfraktion
verkünden Sie, Herr Prof. Casper heute: "Endlich wird den Spekulationen
ein Ende gesetzt, und wir haben die Bestätigung, dass auch in diesem
Punkt zum Wohle der Bürger gehandelt wird."

Wie in "Der Zeit" vom 09.06.2004 [zum Artikel] kritisiert, geben sie sich endgültig
zufrieden mit dem "Doppelalbtraum, der gerade Braunschweig heimsucht -
einer Schlossrekonstruktions-Shopping-Mall".

Mit freundlichen Grüßen


Prof. Berthold Burkhardt                Nicole Palm             Knut Meyer-Degering


http://www.schlosspark-braunschweig.de