Moderierte Rede des ver.di-Ortsvereinsvorsitzenden
Hagen Rösch-Meier


Johannes Katzan (DGB):
An der Veranstaltungsreihe zum Schlosspark beteiligt sich auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Die Befürworter des ECE-Centers sagen: Damit komme nun Wirtschaftskraft in die Stadt. Viele Arbeitsplätze würden entstehen. Warum steht ihr den Planungen so kritisch gegenüber?

Hagen Rösch-Meier (ver.di-Ortsvereinsvorsitzender):
Wir stehen der Ansiedlung nicht grundsätzlich kritisch gegenüber. Es gibt aus unserer Sicht aber einige Aspekte, die diskutiert und geklärt werden sollten.

Es kommt gewiss neue Wirtschaftskraft in die Stadt. Aber Wirtschaftskraft durch Filialisten, bedeutet bei einer nicht ortsansässigen Konzernmutter auch, dass die Gewerbesteuer nicht in Braunschweig bleibt. Kann man da gegensteuern? Können Braunschweiger Händler für das ECE gewonnen werden? Besonders interessant ist auch, wie sich das Vorhaben auf die gesamte Region auswirkt.

Und es werden auch zweifelsohne neue Arbeitsplätze entstehen.
Was ist aber mit den alt eingesessenen Geschäften? Einige werden es sich vielleicht leisten können, ins ECE umzuziehen. Andere müssen investieren, um der zusätzlichen Konkurrenz standzuhalten. Ja und Dritte werden den harten zusätzlichen Wettbewerb vielleicht nicht überleben. Und das kostet dann wieder Arbeitsplätze. Wie kann dem entgegengewirkt werden? Wie kann man solche Betrieb schützen und unterstützen?

Und was ist mit der Qualität dieser neuen Arbeitsplätze?
Wir befürchten den vermehrten Einsatz gewerkschaftlich unorganisierter Billiglohnkräfte ohne tarifliche Absicherung. Darunter werden nicht nur die Altbeschäftigten sondern wir alle als Kunden leiden. Eine fachkundige Beratung, wie es sie bislang in den noch verbliebenen Spezialgeschäften in unserer Innenstadt gibt, wird sich dann kaum ein Unternehmer mehr leisten können.

Wir fragen auch, was eine Baustelle an einer verkehrspolitisch so bedeutenden Stelle wie dem Bohlweg für Auswirkungen auf den Verkehr und die Parkplätze und damit vor allem auf den angrenzenden Handel haben wird. Schon bei der Sanierung der Fußgängerzone haben einige Inhaber kapitulieren müssen. Was wird getan, um diese Betriebe zu schützen?

Besonders kritisch betrachten wir außerdem, dass durch das ECE quasi eine zweite Innenstadt entstehen wird. Der Bohlweg wird wie eine unüberwindlicher Graben diese beiden Gebilde trennen. Genau hier sehen wir einen wesentlichen Ansatz, der das ganze Vorhaben handelspolitisch als Top oder Flop ausfallen lassen könnte. Gelingt es, die Fußläufigkeit zwischen alter und neuer Innenstadt herzustellen, besteht durchaus die berechtigte Hoffnung, dass auch die alte Innenstadt von der Mega-Investition profitieren kann. Wie kann diese Verbindung stadtplanerisch und finanziell hergestellt werden?

Das sind alles Fragen, die wir uns und den Beteiligten stellen und noch stellen werden.
Wir wollen offene Diskussionen und transparente Verfahrensweisen. Alle Abläufe müssen für jeden verständlich werden, denn dieses Bauvorhaben wäre das mächtigste, was Braunschweig jemals erlebt hat.

 
Johannes Katzan:
Was tut ihr konkret?

Hagen Rösch-Meier:
Nicole und Du erwähntet bereits die Vortragsreihe „der Schlosspark blüht„.
Verdi hat dabei bislang zwei Veranstaltungen geplant:

Zunächst wird Herr Dr. Behling in seinem Vortrag die möglichen handelspolitischen Auswirkungen einer Bebauung in unserem Schlosspark bewerten.

Später im Juni werden wir eine Konferenz für alle Beschäftigten des Braunschweiger Einzelhandels abhalten. Vorbereitend dazu werden wir eine Umfrage unter den Beschäftigten des innerstädtischen Einzelhandels durchführen. Wir wollen die Ängste, Sorgen und Fragen der Beschäftigten erfahren und mit den Verantwortlichen über die Ergebnisse diskutieren.
Damit unterstützen wir die politische Diskussion in unserer Stadt.

Beteiligt euch daran. Ich fordere euch auf, alle angebotenen Veranstaltungen zu besuchen. Nutzt euer demokratisches Recht und gebt eure Fragen und Eingaben bis zum 3.5. im Rathaus ab.





http://www.schlosspark-braunschweig.de