Schlosspark wird rekonstruiert

Als BZ-Artikel vom 01.04.2006 ausgegebener Aprilscherz von Matthias Witte

Geheime Pläne aus dem Rathaus: nach einer Idee von Stadtbaurat Zwafelink soll der Schlosspark weitestgehend rekonstruiert werden


"Auch ich habe natürlich immer den Mangel empfunden", erläutert Dr. Hoffmann seinen neuesten überraschenden Schachzug‚ "dass unser original rekonstruiertes Welfenschloss nicht im schönen originalen Schlosspark von 1941 stehen würde, sondern an ein Kaufhaus grenzen sollte." Stadtbaurat h.c. Zwafelink habe ihm aus diesem Grund bereits vor sechs Monaten jene mit Michael Munte und Prof. Walter Ackers erarbeitete visionäre Idee unterbreitet, die jetzt vor der Verwirklichung steht.

Geplant ist die originale raumhaltige Wiederherstellung des historischen Schlossparks der Braunschweiger Herzöge durch bis zu halbmeterdicke hochwertige Baum- und Strauch-Fassaden, die den bisher "ECE-Neubau" genannten Schlosspark-Körper an seinen Seiten vollständig ummanteln werden. "Natürlich ist das ein Park und nicht nur eine Parkfassade." ahnt Dr. Hoffmann die Einwände seiner Gegner voraus. "Schliesslich wird richtiges Holz für die Park-Rekonstruktion verwendet."

Rekonstruktionsexperte Dr. Dr. Bernd Wedemeyer bestätigt den OB: "Der an das originale Braunschweiger Schloss angrenzende bisher als ECE-Neubau aufgefasste Körper entspricht dem Volumen, der Lage und dem Umriss nach bereits jetzt dem historischen Schlosspark mit einem wunderbar dichten Baumbestand von ca. 20 m Höhe. Wer diese weitestgehende Rekonstruktion (lateinisch: reconstructio = ‚ich baue wieder auf’ ) des Parks, die durch die nun geplanten authentischen Park-Fassaden aus hochwertigem Originalmaterial (Nussbaum furniert) ja nur noch perfektioniert wird, eine ‚Attrappe’ nennt, beweist schon durch die Wortwahl, dass es ihm nur um Polemik geht. Dass ein Gebilde in seinem Volumeninneren nicht der ursprünglichen Nutzung zugeführt wird, ist in der Kulturgeschichte nichts Neues. Der Kölner Dom wurde unter Napoleon zum Pferdestall gemacht, der Petersdom zum hochwertigen Bordell und das Braunschweiger Rathaus zum authentischen Irrenhaus. Wer gegen diese Rekonstruktion ist, darf sich konsequenterweise auch nicht mehr Beethovens Pastorale anhören – die unsterbliche Gartenmusik des viel zu früh verstorbenen Meisters. Deren Original ist nämlich bei ihrer Uraufführung 1808 unwiderruflich verklungen. Seitdem hören wir nur noch Wiederaufführungen, sprich: Rekonstruktionen!"

Braunschweigs Schlosspark schöner und authentischer denn je

Wie Dr. Hoffmann weiter ausführte, wird der neue original-historische Schlosspark gegenüber der bisherigen Grünfläche am gleichen Ort etliche Vorteile bieten: Da der Park der Braunschweiger Herzöge überdacht ist, bietet er auch bei Regen einen angenehmen Aufenthalt. Da die authentische Rekonstruktion des Schlossparks im Inneren 5-stöckig ist und zudem vielen Shops und Events Platz bietet, hat er einen weit größeren Erlebnis- und Aufenthaltswert als die frühere unattraktive und verkommene "Park"-Anlage. "Eines war mir eine besondere Herzensangelegenheit", so Dr. Hoffmann weiter "Immer werde ich in meinen Bürgersprechstunden ganz ausschließlich darauf angesprochen, dass es in Braunschweig im Verhältnis zu vergleichbaren Städten wie z.B. München oder dem französischen Lyon einen erschreckenden Unkraut-Wildwuchs gibt. Es freut mich daher besonders, das der historische Schlosspark unserer schönen Residenzstadt auf allen fünf Geschossen der erste garantiert unkrautfreie Park weltweit sein wird. Braunschweig ist da eindeutig Vorreiter - ein Pfund, mit dem wir als Stadt der Wissenschaften wuchern können."

Stadtbaurat h.c. Zwafelink bringt es auf den Punkt: "Form follows Function ist ein überlebtes Motto vorgestriger Intellektueller. Ästheten wie ich freuen sich einfach über einen schönen Park, in dem man auch noch shoppen kann."

Fachwelt begeistert

Landesmuseumsdirektor Dr. h.c. Biegel erklärte sich über die neuerliche Wendung des ECE-Projekts mehr als zufrieden. "Das rekonstruierte Braunschweiger Schloss & Park-Ensemble", holt er aus und deutet dabei auf eine von Prof. Walter Ackers erstellte mit diversen Pfeilen versehene Europakarte, "liegt ja quasi direkt in der ideellen historischen Sichtachse, die das französische Versailles mit dem im brandenburgischen gelegenen Sans-Soussi verbindet. Dass ich über diesen Zusammenhang eine 15-teilige Vortagsreihe halten werde, ist Ehrensache" versichert der rührige Historiker. "Bedeutende Schlosspark-Anlagen finden sich auch in Versailles und Potsdam, gewiss" ergänzt Prof. Ackers "aber diese sind eben nicht multifunktional. Und damit sind sie eigentlich stadtfeindlich wie alle reinen Grünanlagen. Dieser Fehler wird mit der Braunschweiger Schlosspark-Rekonstruktion nun weltweit erstmalig vermieden. Das ist ein städtebaulicher Quantensprung."

Hartleibigen Kritikern legt Prof. Ackers übrigens gerne eine zweite Folie über die Europakarte. Sie zieht eine Linie zwischen dem Moskauer Kaufhaus GUM und dem Lafayette in Paris. Genau in der Mitte dieser Achse: Das Braunschweiger ECE-Center. "Wenn das kein Beweis ist ... . Dass ich darauf noch nicht vorher gekommen bin, verstehe ich selbst nicht. Aber nur weil es mir einfach erscheint, muss es ja nicht wirklich einfach sein." meint Prof. Ackers und blickt in die Ferne.

1.500 Laubsägen im Einsatz

Für die mit der Rekonstruktion des Schlossparks verbundenen Baumaßnahmen werden bis zu 1500 Laubsägen gleichzeitig benötigt werden. "Ich persönlich habe mich bei Alexander Otto dafür eingesetzt, dass die mittelständische Braunschweiger Neugründung ‚Bastlerbedarf Munte’ das Recht auf ein letztes Angebot für diesen höchst lukrativen Auftrag erhält." erklärt Dr. Hoffmannn: "Sollte sich dieser Unternehmer aber der historisch einmaligen Chance, die ich ihm hiermit zum wiederholten Male biete, wieder einmal als unwürdig erweisen, ... dann allerdings werden Bastlermärkte aus den Weiten des östlichen Raumes zum Zuge kommen." Das sei aber auch nur wünschenswert, weil diese sich dann als lebenstüchtiger erwiesen hätten. In dieser Frage herrsche zwischen ihm und Carl Langerfeld volle Übereinstimmung.

Geld von ECE und der Borek-Stiftung

Die Kosten der Parkrekonstruktion betragen fünf Mio €. Vier Mio € davon steuert auf Bitten des Oberbürgermeisters ECE bei. "Ein erhebliches Opfer" seufzte ein ECE-Sprecher dazu auf Anfrage "wenn man es unter rein kommerziellen Aspekten betrachtet. Aber Alexander Otto liebt nun mal die Kultur mehr als das Geld und fühlt sich der Stadtentwicklung verpflichtet..." Die fehlende Million wird die Borek-Stiftung unter der Bedingung beisteuern, dass der Schlosspark nach der Ansicht von 1941 rekonstruiert wird. Das unzerstörte Braunschweig – die gute alte Zeit – soll der Maßstab sein.

Dass die Rekonstruktion des Schlosspark vergleichsweise billig ist, liegt an einem besonderen Kniff. Die Stadt plant, die Fassaden weitestgehend von 1€-Jobbern rekonstruieren zu lassen. "Das sind doch z.T. die gleichen Vertreter, die früher auf der damals ‚Schlosspark’ genannten Grünfläche herumgelungert haben. Jetzt bieten wir ihnen die Möglichkeit, sich wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern und sich dabei manchen netten Euro hinzu zu verdienen. Darüber hinaus qualifizieren die sich auch noch im Umgang mit der Laubsäge. Das kann ihnen bei ihrer weiteren Arbeitssuche nur von Vorteil sein" erläutert ein Sprecher der Stadt.

1,75 Mio. € strategischer Gewinn für die Stadt –Grüne werden unverschämt

Als Gegenleistung für die Schlossparkrekonstruktion erhält ECE keinerlei Geld. "Dem hätte ich niemals zugestimmt" erklärte der OB "schliesslich habe ich eine Verantwortung gegenüber dem Konzern Stadt." In harten Verhandlungen unter Federführung der Beraterfirma KPMG, die die Stadt seit Jahren erfolgreich berät, ist es Dr. Hoffmann gelungen, ECE zu überreden, sich statt dessen mit einem dem Format nach unbedeutendem Bild des Herzog-Anton-Ulrich-Museums zufrieden zu geben. "Die 1 Mio € Honorar, die die Stadt an KPMG für ihre Dienste diesmal zahlt, haben sich somit wieder einmal als genau die richtige Investition erwiesen. Ich zahle 1Mio € und spare 4 Mio €. Das Bild hing schließlich nur im Museum herum und war für die Stadt kommerziell wertlos." freut sich der Oberbürgermeister über den vorteilhaften Tausch.

Das nun ins Eigentum von ECE übergegangene Bild entstammt dem Pinsel des schon zu Lebzeiten erfolglosen holländischen Malers Vermeer und zeigt eine Trinkerin. "Haschgiftspritzen und Säufer waren schon auf der alten sogenannten Schlosspark-Grünfläche ein Ärgernis. Wieso man sich so was auch noch im Museum angucken soll, konnte ich nie begreifen." äußert sich Wolfgang Sehrt befriedigt zu dem jüngsten Coup des OB. "Natürlich werden diejenigen, die aus Prinzip gegen alles sind, wieder etwas an der Sache auszusetzen haben. Aber wo waren denn diese selbsternannten Kunstliebhaber in all den letzten Jahren? Ein einziges Spiel der Eintracht zieht mehr Fans an als dieses Bild in fünf Jahren." weiß Wolfgang Sehrt aus eigener Erfahrung zu berichten. "Als Kulturbeauftragter der CDU musste ich mir das ja auch mal angucken. Meine Frau und ich standen minutenlang allein davor."

Für das von KPMG auf 2, 25 Mio € geschätzte Bild erbringt ECE Rekonstruktionsleistungen in Höhe von 4 Mio €. Ein strategischer Gewinn von 1,75 Mio € für die Stadt, der allein dem Verhandlungsgeschick des Oberbürgermeisters zu verdanken ist. Die Behauptungen der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Gisela Witte, dass das Bild einen Schätzwert von mindestens 30 Mio € hätte, sind unverschämt und völlig aus der Luft gegriffen, bestätigt der OB. "Frau Witte weiß genau, dass das Bild eben nicht beliebig kommerziell verwertbar war, sondern das Land seine Hand darauf hatte. Eine Veräußerung auf dem freien Kunstmarkt verbot sich schon von dorther von selbst."

Tatsächlich war das Bild Landesbesitz. Ein Treffen mit Möllring und die Opferung der Braunschweiger Sparkassenpläne hätte es schon gebraucht, so der Oberbürgermeister, um die Bewilligung des Landes zur Veräußerung zu erhalten. "Das fiel mir aber umso leichter, als dass ich ja – wie jeder weiß – schon immer die Meinung vertreten habe, dass diese Sparkassen-Pläne Unfug sind. Anderslautende Äußerungen meiner Gegner sind leicht durchschaubare böswillige Unterstellungen", kommentiert der OB die von SPD-Seite geäußerte Verwunderung über seinen angeblichen Meinungswechsel.

Großherzige Geste von Dr. Gert Hoffmann

Der Oberbürgermeister äußerte abschließend die Erwartung, dass die selbsternannten ‚Schlosspark-Freunde’ nun ihren Frieden mit ihm schließen. "Ich nahm ihnen ein Hundeklo und schenke ihnen einen Residenzpark." sagt der OB und kann dabei eine Bewegung in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken. Dr. Hoffmann muss sich dessen weiß Gott nicht schämen, wenn man bedenkt, auf welch oft polemische und unfaire Weise der Kampf seitens seiner Gegner immer und immer wieder geführt wurde.

Hass und ideologische Verblendung beantwortet Dr. Gert Hoffmann mit einer grandiosen Geste der Versöhnung. Wer jetzt noch nicht Ruhe gibt, dem ist nicht zu helfen.





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